"Dann lege ich mich wieder hin und schau in den Himmel draußen. Er hat eine komische Farbe angenommen - rot und pechschwarz zugleich, wie wenn der Tag verbluten würde."
Inhalt:
Die Ärzte machen der 16-jährigen Tessa wenig Hoffnung. Ihr Kampf gegen die Leukämie scheint nach vier Jahren verloren. Tessa hat nicht mehr viel Zeit. Sie begreift, dass jetzt das Wort „niemals“ ihr Leben beherrschen wird: niemals wieder in die Schule gehen, niemals berühmt werden, niemals aufs College gehen, niemals einen Beruf ergreifen, niemals eigenes Geld verdienen, niemals Auto fahren, niemals lieben. Gegen dieses „niemals“ lehnt sie sich auf. Sie will nicht einfach verschwinden, sie will leben – wenigstens in der Zeit, die ihr noch bleibt. An die Wand ihres Zimmers schreibt Tessa, was sie noch tun will: Sex haben, einen Tag nur Ja sagen, Drogen nehmen, einen Tag lang die Gesetze brechen, für einen Tag berühmt sein. Sie ist fest entschlossen, nicht eher zu sterben, bis sie alle Punkte erfüllt hat.
So sucht sie sich einen Jungen für die erste – etwas enttäuschende – Nacht, fährt mit dem Auto des Vaters ans Meer, ohne Führerschein. Tessa provoziert, schockiert, hält sich nicht an Regeln, die sie bald nichts mehr angehen werden. Was auch immer sie tut, es hat für sie keinerlei Konsequenzen mehr. Für Tessa gibt es keine Normalität. Aber dann trifft sie Adam, den jungen Mann aus dem Nachbarhaus. Adam ist anders. Er schaut nicht weg, wenn sie seltsame Sätze sagt. Er fragt sie nach ihrer Krankheit und will wissen, ob sie Angst hat. Eine Frage, die ihr noch niemand gestellt hat. Er ist ehrlich, ihm kann sie ihre Gefühle mitteilen, er hält ihre Angst aus. Tessa spürt, dass sie etwas mit Adam verbindet. Doch gleichzeitig wehrt sie die aufkeimende Hoffnung ab – sehnsüchtig und verzweifelt, rüde und zärtlich. Aber Adam lässt sich nicht abweisen. Und er ist nicht nur ein Punkt auf ihrer Liste zum Abhaken. Mit Adam darf sie noch einmal träumen. Und dann begreift sie, dass sie zum ersten Mal verliebt ist. Aber darf man lieben, wenn man stirbt?
Meine Meinung:
Obwohl die Inhaltsangabe dieses Buches nach einer schon tausendmal dagewesenen und abgedroschenen Geschichte klingt, beschreibt Bevor ich sterbe auf realistische Art und Weise die letzten Monate einer Sterbenden, ihre Ängste, ihre Wut und die Probleme in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Tessa ist keineswegs überragend heldenhaft oder gefasst, sie ist stur, zickig, ruppig und alles andere als hinreißend, doch genau das macht sie so menschlich und zieht den Leser so in ihren Bann. Die Frage „Wie würde ich mich wohl verhalten, wenn ich wüsste, dass ich bald sterbe?“, die zweifellos jedem, der das Buch liest, in den Sinn kommt, kann hier von jedem ehrlich beantwortet werden, ohne, dass man der Hauptfigur gegenüber ein schlechtes Gewissen hat.
Mit den anderen Figuren des Romans ( Tessas Vater, ihr Bruder, ihre beste Freundin und Adam )kann man sich ebenfalls gut identifizieren, nur über den Charakter ihrer Mutter bin ich etwas gestolpert: sie hat die Familie vor Jahren für einen anderen Mann verlassen, hat zwar regen Kontakt zu ihren Kindern, beschäftigt sich aber kaum mit der schweren Krankheit ihrer Tochter, sodass sie nicht mal dazu in der Lage ist, den Ärzten Standardinformationen über ihre Medikamente zu geben. Das hat mich ziemlich schockiert und vielleicht hätte die Autorin etwas mehr über die Gefühle und die Gründe für das Verhalten der Mutter schreiben können, damit der Leser nicht so in der Luft hängt.Obwohl die Inhaltsangabe dieses Buches nach einer schon tausendmal dagewesenen und abgedroschenen Geschichte klingt, beschreibt Bevor ich sterbe auf realistische Art und Weise die letzten Monate einer Sterbenden, ihre Ängste, ihre Wut und die Probleme in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Tessa ist keineswegs überragend heldenhaft oder gefasst, sie ist stur, zickig, ruppig und alles andere als hinreißend, doch genau das macht sie so menschlich und zieht den Leser so in ihren Bann. Die Frage „Wie würde ich mich wohl verhalten, wenn ich wüsste, dass ich bald sterbe?“, die zweifellos jedem, der das Buch liest, in den Sinn kommt, kann hier von jedem ehrlich beantwortet werden, ohne, dass man der Hauptfigur gegenüber ein schlechtes Gewissen hat.
Je schwächer Tessa wird und je näher sie dem Tod rückt, desto mehr verändert sich auch der Schreibstil des Romans: die Sätze werden parallel zu Tessas Gedanken kürzer und bleiben oft unvollendet und als sie dann stirbt, beschreibt die Autorin auch das nicht unnötig dramatisch, sondern lässt Tessas Leben beinahe leise ausplätschern. Auf ein Happy End wartet man bei diesem Buch also vergeblich. Nichtsdestotrotz muss man diesen Roman einfach gelesen haben, denn Jenny Downham hat es auf wundersame Weise geschafft Tessas Geschichte unheimlich lebensbejahend aufzuschreiben.
Wertung:
Wertung:
***** von fünf Sternchen