Freitag, 30. März 2012

Christian Ritter: Moderne Paare teilen sich die Frauenarbeit

gelesen von: Anna (Lektora; Taschenbuch; 9,90 Euro; ausgeliehen)

"Grade noch mal gut gegangen, wir waren dem Tod von der Schippe gesprungen. Außer uns vor Freude zogen wir fast synchron Zigaretten aus unseren Schachteln, rissen die Filter ab für den echten Freiheitsflavour und gaben uns gegenseitig Feuer. Wir geben uns immer gegenseitig Feuer, das haben wir mal bei Helmut und Loki Schmidt gesehen und empfanden es als einen unglaublichen Ausdruck ihrer Liebe."

Inhalt:

In seinem dritten Kurzgeschichtenbuch versammelt Christian Ritter Protagonisten, die eine große Gemeinsamkeit haben: Sie sind nicht ganz zurechnungsfähig. Das Fehlen der Seife beim Badewannengang gerät zum Endzeitszenario. Im Bamberger Dom geht eine Reisegruppe auf die Suche nach Automaten mit getragenen Damenslips. In die kanarische Urlaubsidylle platzt plötzlich die Traumschiff-Crew und übernimmt das Kommando. Es geht turbulent zu in diesem Buch, manchmal hart, oft hart an der Grenze. Die Schieflage der deutsch-französischen Beziehung wird genauso thematisiert wie die mangelhaften Zukunftsaussichten angehender Lehrkräfte. Hier ist alles drin, was ein gutes Buch braucht: ein Lebensmittelskandal, zwei Leichen, viel Liebe und merkwürdige Dialoge.

Meine Meinung:

Christian Ritter bezeichnet sich selbst gerne als "sympathisches Arschloch", doch leider trifft das überhaupt nicht auf ihn zu. Er ist einfach nur ein Arschloch. Wenn man allerdings weder sein dämliches Grinsen, noch seinen überheblichen Gesichtsausdruck vor sich auf der Bühne hat, kann man über seinen bösen und tief ironischen Humor durchaus lachen und seine Kurzgeschichten so richtig genießen. Wer Sarkasmus nicht versteht, der sollte lieber zu einem anderen Buch greifen, alle Anderen werden gleich in der ersten Geschichte, die von einem sehr seltsamen Paar landet, auf ihre Kosten kommen. Und so kann ich leider gar nicht anders, als Moderne Paare teilen sich die Frauenarbeit zähneknirschend vier Sternchen zu verleihen...

Wertung:

**** von fünf Sternchen