Mittwoch, 28. März 2012

Stefanie Zweig: Nirgendwo in Afrika

gelesen von: Anna (Heyne; Taschenbuch; nicht mehr neu erhältlich; ausgeliehen)

"Mein Herz zerspringt bei dem Gedanken, daß ich vielleicht schon sehr bald Dich und das Kind in die Arme schließen kann."

Inhalt:

Kenia ist der Schauplatz dieses autobiographischen Romans. Der jüdische Rechtsanwalt Walter Redlich aus Leobschütz rettet sich1938 nach Ostafrika und kann seine Frau Jettel und seine fünfjährige Tochter Regina nachholen. Walter ist entschlossen, ein neues Leben in dem Land zu beginnen, das ihn und diesen kleinen Teil der Familie vor dem Schlimmsten bewahrte. Doch insgeheim leidet er an seiner Liebe zu Deutschland, und die Eingewöhnung in diese gänzlich andere Welt fällt ihm wie auch Jettel schwer. Was den Eltern nicht gelingt, glückt Regina: Rasch verfällt sie dem Zauber Afrikas, der überwältigenden Natur, den Menschen mit ihren Riten und Überlieferungen, die ihr zu Freunden werden. Und der Faszination der Tiere, ihren einzigen Spielgefährten...

Meine Meinung:

Stefanie Zweigs Autobiographie nimmt den Leser mit auf eine wunderbare, aufregende Reise nach Kenia, in ein fremdes Land mit fremden Menschen und fremder Kultur. Obwohl Regina, die sich im Gegensatz zu ihren Eltern sehr schnell dort zu Hause fühlt, bei ihrem Eintreffen gerade einmal fünf Jahre alt ist, beschreibt sie doch ihre Erfahrungen sehr detailliert und zeichnet somit ein genaues Bild von atemberaubenden Landschaften, von altertümlichen Traditionen, von liebevollen und warmherzigen Menschen und von intensiven Farben, die das triste Grau Deutschlands in den 30er Jahren schnell vergessen lassen. Stefanie Zweig bedient sich einer wunderschönen, poetischen Sprache, verliert sich aber leider an manchen Stellen in zu vielen Details, die gerade den Beginn der Handlung unnötig in die Länge ziehen.

Genauso detailliert wie Kenia selbst, werden auch die verschiedenen Figuren beschrieben, die mir sehr schnell ans Herz gewachsen sind. Reginas Eltern finden sich in der Fremde nicht so leicht zurecht, sind sie doch aus ihrer Heimat deutlich mehr Luxus und Annehmlichkeiten gewöhnt. Während Regina den Umzug nach Afrika eher als Abenteuer versteht, bangen Jettel und Walter um die daheimgebliebenen, jüdischen Verwandten und Bekannten und müssen tatenlos dabei zusehen, wie ihre Heimat Deutschland im Krieg versinkt. Somit ist Nirgendwo in Afrika nicht nur ein Bericht über die Schönheit Afrikas, sondern zeigt auch das Schicksal vieler Familien, die in Nazideutschland aus politischen Gründen dazu gezwungen waren zu emigrieren und alles, was sie sich erarbeitet hatten hinter sich zu lassen. Werte wie Familie, Zusammenhalt und Liebe stehen in diesem Roman an erster Stelle und machen ihn auch zu etwas ganz Besonderem.

Wertung:

**** von fünf Sternchen