gelesen von: Anna (Diogenes; Taschenbuch; 9,90 Euro; ausgeliehen)
"Die Gerichtsverhandlung war in einer anderen Stadt, mit dem Auto eine knappe Stunde entfernt. (...) Hanna saß mit dem Rücken zu uns. Ich erkannte sie erst, als sie aufgerufen wurde, aufstand und nach vorne trat."
Inhalt:
Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er... und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.
Meine Meinung:
Wer auf der Suche nach einer sommerlich leichten Urlaubslektüre ist, ist bei Bernahrd Schlinks Der Vorleser definitiv an der falschen Adresse. Zwar beginnt Hannas und Michaels Geschichte wie die meisten anderen Liebesgeschichten auch, nur ist Hanna deutlich älter als Michael und hat keinen leicht zu handhabenden Charakter. Michael muss für sie einen Teil seiner Jugend aufgeben und als Leser ist man fast erleichert, als Hanna verschwindet und Michael sein Leben normal weiterführen kann. Doch dann treffen sich die beiden unter ungewöhnlichen Umständen wieder und auf einmal verwandelt sich Hannas und Michaels Geschichte in einen Generationenkonflikt um Schuld, Verantwortung, Strafe und um das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.
Um seine Figuren zu beschreiben und ihre Handlungen zu rechtfertigen, benutzt Bernhard Schlink kein einziges Wort zuviel und in den ersten paar Kapiteln hat mich sein knapper Schreibstil gestört. Doch ähnlich wie bei Arnes Nachlaß zieht genau diese Art des Schreibens den Leser mitten in die Geschichte hinein und als Hanna sich schließlich selbst bestraft, kann man gar nicht anders, als zutiefst schockiert zu sein.
Wertung:
**** von fünf Sternchen