gelesen von: Anna (List; Taschenbuch; 9,95 Euro)
"Menschen sind keine Schachfiguren, entgegnete Pia scharf. Doch, widersprach Terlinden. Die meisten Menschen sind glücklich und zufrieden, wenn ihnen jemand die Verantwortung für ihr mickriges Leben abnimmt und Entscheidungen trifft, zu denen sie selbst nicht fähig sind."
Inhalt:
An einem regnerischen Novembertag werden Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein vom Hofheimer K11 zu einem mysteriösen Verkehrsunfall gerufen: Eine Frau stürzte von einer Fußgängerbrücke auf ein fahrendes Auto. Ein Zeuge glaubt beobachtet zu haben, dass die Frau von der Brücke gestoßen wurde. Die Ermittlungen führen Pia und Bodenstein in das kleine Taunusdorf Altenhain, in dem das Unfallopfer Rita Cramer früher gelebt hat. Elf Jahre zuvor verschwanden dort an einem Abend im September zwei siebzehnjährige Mädchen spurlos. In einem reinen Indizienprozess wurde damals der 20-jährige Tobias Sartorius, Rita Cramers Sohn, zu zehn Jahren Haft verurteilt. Bodenstein und Pia Kirchhoff erfahren, dass Tobias nach Verbüßung seiner Haftstrafe vor kurzem in seinen Heimatort Altenhain zurückgekehrt ist. Hat der Angriff auf seine Mutter etwas mit seiner Rückkehr zu tun? Im Dorf stoßen Pia und Bodenstein auf eine Mauer des Schweigens. Als wieder ein Mädchen verschwindet, scheinen sich die Ereignisse der Vergangenheit auf unheilvolle Weise zu wiederholen. Die Ermittlungen werden zu einem Wettlauf gegen die Zeit, denn für die Dorfbewohner steht sofort fest, wer der Schuldige ist - und sie sind entschlossen, dieses Mal die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Meine Meinung:
Schneewittchen muss sterben ist so ein komplexer Roman, dass ich eigentlich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Aus welchem Grund auch immer ziehen mich in letzter Zeit Bücher, in denen es um verurteilte Verbrecher geht, die nach ihrer Haftstrafe versuchen ein neues Leben zu beginnen, geradezu an. Tobias Sartorius, der einem auf den ersten Blick nicht wie der typische Mädchenmörder vorkommt, kehrt nach zehn Jahren Gefängnis in sein Heimatkaff zurück und begegnet dort beinahe nur Abneigung. Die Altenhainer Dorfgemeinschaft ist vielschichtig, und bleibt dem Leser bis zur letzten Seite ein Rätsel, was den Roman sehr spannend macht. Trotz der vielen Handlungsstränge und Personen behält der Leser immer den Überblick, was wohl an dem Aufbau des Buches liegt.
Außerdem gelingt es Nele Neuhaus einen immer wieder in die Irre zu führen, Figuren, die anfangs wie Tobias' einzige Verbündete wirken, stellen sich am Ende als richtige Psychopathen raus und das teilweise so extrem, dass ich mich manchmal schon über die Fantasie der Autorin gewundert habe. Eigentlich will ich Nele Neuhaus nicht unbedingt im Dunkeln begegnen.
Doch Schneewittchen muss sterben ist keineswegs ein reiner Detektivroman, in dem zwei sehr sympathische Ermittler, über deren Privatleben man auch einiges erfährt, Spuren der Vergangenheit neu analysieren und versuchen Vergangenes aufzudecken. Als ein junges Mädchen in dem Dorf beginnt, sich brennend für Tobias Sartorius und die Mordfälle von 1997 zu interessieren, weckt sie damit schlafende Hunde und wird schließlich entführt, sodass dem Ermittlerteam nur wenige Tage Zeit bleibt, um all die Rätsel, die sich um Sartorius und Altenhain ranken, aufzulösen. Ein spannender Wettlauf mit der Zeit, ein Roman, den man kaum aus den Händen legen kann und eine Krimiautorin, deren anderen Bücher sofort auf meine Wunschliste wandern!
Wertung:
***** von fünf Sternchen