Montag, 10. September 2012

Jenny Downham: Ich gegen Dich


gelesen von: Anna

"Wenn man schlechte Nachrichten überbringt, sollte man den Betreffenden bitten, sich zu setzen, damit er sich nicht den Kopf anschlägt, wenn er zusammenbricht. Man sollte mit gesüßtem Tee, einer Decke und einer kühlen Hand auf der Stirn Beistand leisten. Aber was macht man, wenn sich derjenige weigert zuzuhören?"

Inhalt:

Als Mikey erfährt, dass Tom, Sohn reicher Eltern, seine fünfzehnjährige Schwester Karyn vergewaltigt haben soll, will er sich rächen. Da kommt ihm der Flirt mit Toms Schwester Ellie mehr als gelegen. Als Liebe daraus wird, muss er sich entscheiden, auf wessen Seite er steht: Hält er zu Karyn, dem Opfer, zu seiner Mutter, einer Alkoholikerin, und seiner kleinen Schwester Holly, oder gibt er der Liebe eine Chance? Und auch Ellie stürzt die Beziehung zu Mikey in einen Gewissenskonflikt: Soll sie ihren Bruder weiter schützen oder auspacken? Und was wird dann aus ihrer Familie? 

Meine Meinung:

Jenny Downham's zweiter Roman steht ihrem Debüt Bevor ich sterbe in nichts nach. Mikey's und Ellie's ungewöhnliche Romeo-und-Julia-Geschichte ist zwar zeitweise vorhersehbar, überrascht jedoch immer wieder mit neuen Wendungen und unvorhersehbaren Handlungen der Protagonisten. Sowohl Mikey, der verzweifelt versucht für seine Schwestern Vater- und Mutterersatz zu sein, als auch die etwas versnobte Ellie sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen und obwohl Ellie sich in weiten Teilen von Ich gegen Dich ganz offensichtlich falsch verhält, konnte ich jede einzelne ihrer Handlungen nachvollziehen und verstehen. Jenny Downham gelingt es auf wunderbare Weise zwei komplett unterschiedliche Familien darzustellen und am Ende ihren Lesern zu vermitteln, dass es die perfekte Bilderbuchfamilie nicht gibt und Zusammenhalt und Liebe manchmal entscheidender sind als Geld und Ehrgeiz. Ihr Schreibstil dabei ist leise und unauffällig, sodass sich die Bedeutung der Ereignisse richtig entladen kann. Das einzige, was ich an diesem Roman auszusetzen hatte ist, dass über weite Strecken die Handlung in extrem kurze Kapitel unterteilt war, die es schwierig gemacht haben, in einen Leserythmus zu finden und mir deshalb manchmal den Spaß am Lesen genommen haben.

Wertung:

**** von fünf Sternchen