Sonntag, 6. November 2011
Siggelkow, Bernd/ Büscher, Wolfgang: Deutschlands sexuelle Tragödie – Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist
gelesen von: Steffi
"Ich nehme öfter Drogen, so ein chemisches Zeug. Sonst würde ich ja mit den Jungs wahrscheinlich nicht ins Bett gehen. Wenn man nüchtern ist, macht man das nicht wirklich."
Inhalt:
Aufklärung über unsere Kinder. Deutschlands Kinder und Jugendliche haben immer früher Sex, wissen aber oft nicht, was Liebe ist. Jetzt hat ihnen jemand zugehört: Bernd Siggelkow, Gründer der "Arche" in Berlin, und Journalist Wolfgang Büscher waren tief erschüttert von dem, was sie in unzähligen Gesprächen erfuhren. Nicht nur haben sie immer früher Sex, sondern auch immer häufiger, mit ständig wechselnden Partnern, mit völlig Fremden und ohne Scham auch öffentlich. Sex als Ware, als Droge, als Ersatz für fehlende Liebe, Geborgenheit und Werte. Einfühlsam bringen die Autoren ein drängendes Problem unserer Zeit zur Sprache und zeigen mögliche Auswege.
Meine Meinung:
Sich darüber eine Meinung zu bilden ist schwierig, keine Frage. Es ist ja schon mal kein Buch mit einer großen Geschichte, sondern es besteht aus lauter kleinen Geschichten, die, auch wenn man es nicht für wahr haben will, auf der Wahrheit beruhen.
Kinder erzählen von ihrem "ersten Mal", das oft im Alter von 10 oder 11 Jahren stattfand. was darauf folgte war bei den meisten eine erfolglose Suche nach Liebe, die durch von Pornos geprägten Sex mit willkürlichen Partnern folgte. Beziehungen führt in diesem Buch keiner, auch Verhütung ist Nebensache.
Das Buch schockiert, das soll es aber auch. Es ist gut geschrieben, stellenweise fand ich es etwas reißerisch, allerdings hält sich das im Rahmen. Kann man so ein Buch jetzt mit "es hat mir gefallen" bewerten? Es gefällt mir natürlich nicht, von Kindern und Jugendlichen zu lesen, die ein solches Schicksal haben. Allerdings ist das Buch eben gut gemacht, auch werden einem die Geschichten nicht einfach hin geknallt, sondern fachliche Sequenzen bieten dem Leser Raum, mit ihnen klar zu kommen und sie zu reflektieren.
Eine Leseempfehlung würde ich auf jeden Fall geben, ich denke, das Buch ist irgendwo auf der Grenze zwischen einem Fachbuch und einer Berichtesammlung zum Thema der sexuellen Verwahrlosung anzusiedeln.
Wertung: