Freitag, 30. September 2011

Aldous Huxley: Schöne neue Welt

gelesen von: Steffi

"Ein grauer gedrungener Bau, nur vierunddreißig Stockwerke hoch."

Inhalt:

Die schöne neue Welt, die Huxley hier beschreibt, ist die Welt einer konsequent verwirklichten Wohlstandsgesellschaft »im Jahre 632 nach Ford«, einer Wohlstandsgesellschaft, in der alle Menschen am Luxus teilhaben, in der Unruhe, Elend und Krankheit überwunden, in der aber auch Freiheit, Religion, Kunst und Humanität auf der Strecke geblieben sind. Eine totale Herrschaft garantiert ein genormtes Glück. In dieser vollkommen »formierten« Gesellschaft erscheint jede Art von Individualismus als »asozial«, wird als »Wilder« betrachtet, wer - wie einer der rebellischen Außenseiter dieses Romans - für sich fordert: »Ich brauche keine Bequemlichkeit. Ich will Gott, ich will Poesie, ich will wirkliche Gefahren und Freiheit und Tugend. Ich will Sünde!«

Meine Meinung:

Ich finde den Roman wahnsinnig beeindruckend. Wie visionär Huxley die neue Welt beschreibt ist einfach faszinierend. Allerdings finde ich das Buch teilweise sehr langatmig zu lesen, es liest sich ein wenig, wie eine zu lange Kurzgeschichte. Es ist eine Momentaufnahme, die aber nicht nur diesen einen Moment wiederspiegelt, das macht das ganze etwas schwieriger.

Trotzdem ist es spannend. Es ist spannend zu beobachten, wie der "Wilde" in dieser neuen Welt zurecht kommt, oder eben auch nicht. Identifizieren konnte ich mich allerdings mit keiner der Figuren, das ganze Buch hat sich ein wenig wie ein Wissenschaftlicher Berich gelesen. Allerdings nicht ganz so trocken.
Viel mehr lässt sich hierzu nicht schreiben, ohne, dass ich den genauen Inhalt preisgeben würde.

Das Buch hat mir gefallen, es ist einfach ein Buch, das man gelesen haben sollte. Allerdings hat es mich auch nicht gefesselt.

Wertung: 

***,5 von 5 Sternchen

Freitag, 16. September 2011

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe

gelesen von: Anna (Oetinger; festgebundenes Buch; 17,95 Euro; ausgeliehen)

"Ginge es nach mir, würde ich versuchen, die Hungerspiele aus meiner Erinnerung zu streichen. Nie mehr davon sprechen. So tun, als wären sie nur ein schlimmer Traum gewesen."

Inhalt:

Trotz ihrer glücklichen Rückkehr in ihre Heimat ist für Katniss und Peeta nichts mehr, wie es einmal war. Denn seitdem sie lieber zusammen in den Tod gegangen wären, als sich dem Willen des Kapitols zu beugen, haben sich die beiden den Zorn der Regierung zugezogen. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familien schweben in großer Gefahr, dadurch dass Katniss dem Kapitol in aller Öffentlichkeit die Stirn geboten hat. Für viele in Panem ist sie dafür allerdings auch zu einer Heldin geworden, die für den Widerstand steht, und in einzelnen Distrikten kommt es bereits zu Aufständen. Doch Katniss' Sorge gilt vor allem denen, die sie liebt. Und dazu zählt für sie ganz sicher auch Gale. Doch als das Kapitol sie und Peeta tatsächlich wieder in die Arena schickt, gibt es für Katniss nur ein Ziel: Peetas Leben zu retten. Auch wenn es ihr eigenes kosten sollte...

Meine Meinung:

Der zweite Band der Triologie knüpft beinahe nahtlos an das Ende des ersten Teiles an: Katniss und Peeta, deren Leben sich mit dem Sieg der Hungerspiele stark verändert hat, brechen gemeinsam zu einer Tour durch das ganze Land auf, um sich den Bewohnern der einzelnen Distrikte zu präsentieren. Dabei hat Katniss allerdings immer den Präsidenten im Rücken, der angesichts einiger Aufstände nach den Hungerspielen, damit droht sie und ihre Familie zu bestrafen. Katniss ist ganz ungewollt zu einem Sinnbild der Revolution geworden und beschließt irgendwann vor der Verantwortung, die diese Rolle mit sich bringt, nicht zu fliehen.

Niemals hätte ich gedacht, dass das Konzept der Hungerspiele aus Tödliche Spiele noch grausamer werden könnte, doch Katniss und Peeta landen gemeinsam mit anderen Siegern aus vergangenen Jahren erneut in der Arena. Allerdings unterscheiden die 75. Hungerspiele sich stark von denen im Jahr zuvor: Katniss kämpft nun nicht mehr alleine um ihr Leben, sondern schließt sich mit Peeta und Tributen aus anderen Distrikten zusammen. Dadurch wird die Geschichte vielschichtiger, da man auch etwas über die anderen Kämpfer und ihre Vergangenheit erfährt. Auch einige Charaktere, die bereits im ersten Band vorkommen, lernt man besser kennen; so stellt sich Katniss' Mentor Haymitch als gar nicht so harmlos heraus, wie er in Tödliche Spiele wirkt.  Einige Figuren sind mir wirklich sehr ans Herz gewachsen und ich bin gespannt, wie es ihnen im dritten Band ergeht.

Die sich immer weiter entwickelnde Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Peeta und Katniss' Jugendfreund Gale darf natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden. Genau wie beim ersten Band musste ich einige Male über Katniss' Gedanken schmunzeln, denn so richtig entscheiden, was beziehungsweise wen sie eigentlich will, kann sie sich nicht. Das Ende von Gefährliche Liebe trifft den Leser wirklich überraschend und hält für den dritten Band alle Optionen offen.

Wertung:

***** von fünf Sternchen

Dienstag, 13. September 2011

Antje Babendererde: Der Gesang der Orcas

gelesen von: Steffi

"Ich stand da, mit Füßen schwer wie Blei, und lauschte auf das, was Javid mir auf dem
nassglänzenden Asphalt der Hauptstraße von Neah Bay erzählte. Den Regen spürte ich nicht
mehr, obwohl er kaum nachgelassen hatte."

Inhalt:

Gemeinsam mit ihrem Vater, einem Fotographen macht Sophie eine weite und ungewöhnliche Reise in die nordamerikanische Wildnis. Es ist eine Entdeckungsreise in die Welt und die uralten Traditionen der Makah-Indianer.
Die Makahs, die früher Walfang betrieben haben, lassen Sophie und ihren Vater schon kurz nach ihrer Ankunft an einer Walbeobachtungsfahrt teinehmen. Die wilde Küstenlandschaft und die majestätischen Orcas beeindrucken Sophie tief - ebenso wie die Begegnung mit dem Makah-Jungen Javid.
Als die beiden ein zweites Mal allein auf das Meer hinausfahren, um die Orcas zu besuchen, scheint es, als wäre ein unsichtbares Band zwischen ihnen entstanden. Aber ihre Freundschaft muss schwierige Spannungen überstehen.

Meine Meinung: 

Ich mag eine hoffnungslose Romantikerin sein, aber auch dieses Buch von Babendererde liest sich ausgesprochen schön. Und auch, wenn man denkt, dass sich das Buch in den Grundzügen Libellensommer ähnelt (weibliche, weiße Protagonistin, Indianerjunge, Liebe) ist die Geschichte doch ganz anders.

Auch schätze ich sehr an dem Buch, dass man viel über diesen Teil Nordamerikas und den Indianerstamm der Makah erfährt. Man nimmt durch das Lesen regelrecht an ihrem Leben teil und doch ist und bleibt Sophie die Hauptfigur.

Es ist ein wunderschönes Buch für zwischendurch, Babendererdes Schreibstil lädt zum träumen ein und führt einen fort vom Alltag!

Wertung: 

**** von 5 Sternchen

Isabel Abedi: Whisper

gelesen von: Steffi

"Ich möchte dich küssen, sieht man das?"

Inhalt: 

Whisper - so tauft Noa das 500 Jahre alte staubige Haus auf dem land, in dem sie mit ihrer Mutter ihre Ferien verbringen soll. Etwas Unheimliches und Wartendes geht von dem alten Gebäude aus, aber außer Noa scheint das niemand zu spüren.
Und dann überschlagen sich die Ereignisse: zunächst ist da David, der Junge aus dem Dorf mit den grünen Augen, der Noas Puls zum Flattern bringt. Und dann ist da das Spiel - das Spiel, das alles ändert. Animiert von ihrer Umgebung, machen David und Noa eine Geister-Seance. Nur so, ein bisschen Gläserrücken - aber dann scheint wirklich ein Geist zu ihnen zu sprechen. Es ist der Geist eines verstorbenen Mädchens namens Eliza, das behauptet, vor genau 30 Jahren auf dem Dachboden des Hauses ermordet worden zu sein. Noa und David sind entsetzt: Hatten sie beide eine Sinnestäuschung, oder hütet das Haus wirklich ein Verbrechen? Und was verbirgt sich hinter Elizas rätselhatem und gelibtem "Juwel"? Alle Spuren führen David und Noa zu einem Ort: Auf Whispers fest verriegelten Dachboden.


Meine Meinung: 

Hätte ich den Klappentext gelesen, ich weiß nicht, ob ich das Buch in die Hand genommen hätte. Aber auf Empfehlungen höre ich ja immer. ;)

Und wie es sich gelohnnt hat! Das Buch ist so spannend, dass man es nicht mal zum Zähne putzen aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist ein Traum und auch das Gläserrücken und die Geister-Seance werden dadurch greifbarer und wirken nicht unrealistisch und völlig unsinnig. Auch, wenn beim lesen deutlich wird, dass das Buch nicht für die Ü18-jährigen geschrieben wurde, wird es diese begeistern.

Das Lesen macht sehr großen Spaß und allein durch Elizas Tagebucheinträge wird der Leser "gezwungen" mitzurätseln, da man den ein oder anderen Hinweis durchaus vor den Hauptfiguren erhält. Und trotzdem ist de Wendung völlig überraschend.

Das einzige, was mir nicht gefallen hat, war die übergewichtige Katze, aber vermutlich nur, weil das die Tierschützerin in mir weckt. 
Trotzdem, das Buch sollte man lesen!

Wertung: 

*****  von fünf Sternchen

Samstag, 10. September 2011

Jonathan Stroud: Bartimäus - Der Ring des Salomo

gelesen von: Steffi

"Ganz gleich wie oft man schon wandelnden Toten begegnet ist, man vergisst jedes Mal, wie bescheuert sie aussehen, wenn sie sich tatsächlich in Bewegung setzten."

Inhalt: 

"Niederster der Niederen", sagte Salomo gefährlich leise, "welcher meiner Diener bist du?"
"Oh Herr, der du ewig leben mögest, ich bin Bartimäus."
Steinernes Schweigen.
"Ich hatte noch nicht das Vergnügen", fuhr ich hastig fort, "aber ein freundschaftliches Gespräch wäre für uns beide von Vorteil. Darf ich mich vorstellen? Ich bin ein Geist von beträchtlicher Weisheit und Ernsthaftigkeit, der einst mit Gilgamesch sprach und..."
Salomo hob den Finger, und weil es der Ringfinger war, schluckte ich den Rest des Satzes herunter und bereute die erste Hälfte. Lieber erst mal die Klappe halten. Und sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Meine Meinung: 

Ich liebe Bartimäus Humor. Er ist sarkastisch, er ist, nun, nennen wir es positiv selbstbewusst und seine Kommentare lesen sich in Fußnoten immer noch am schönsten.
Was soll man zum Buch groß sagen?

Mich stören weder die Sichtwechsel, wobei nur Bartimäus Sicht aus der Ich-Perspektive beschrieben wird, noch stört mich die Schwankung zwischen sehr umgangssprachlichem und hochtrabendem Gesprochenen.
Leider dauert es in diesem Buch ein wenig, bis die Handlung in Schwung kommt, dafür wird das dann sofort wieder wett gemacht.

Alles in allem trifft man in dem Buch noch auf Faquarl, den Bekannten, der auch in der Trilogie immer wieder sein unwesen treibt. Obwohl es lange her ist, dass ich die Bartimäus Reihe gelesen habe und den Inhalt der Bücher nur noch sehr grob im Kopf habe, habe ich den Faquarl sofort wiedererkannt - was mich beim lesen gefreut hat. Auch Bartimäus unverwechselbare Art ist wie eh und je - und nach diesem Band weiß man auch, wann und was Bartimäus mit Salomo gesprochen hat. Ein Buch, dass ich sehr mochte und sehr lesenswert ist!

Wertung: 

**** von 5 Sternchen

Montag, 5. September 2011

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele

gelesen von: Anna (Oetinger; festgebundenes Buch; 17,90 Euro; ausgeliehen)
"Wir müssen uns darüber lustig machen; die Alternative wäre, vor Angst zu sterben."
 Inhalt:

Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus seinen Trümmern ist Panem entstanden, das sich in zwölf Distrikte teilt und von einer unerbittlichen Regierung geführt wird. Alljährlich finden dort besondere Spiele statt - eine Art Wettstreit, der über das Fernsehen im ganzen Land ausgestrahlt wird und für den jeder Distrikt zwei Jugendliche zu stellen hat. Die Regeln sind einfach und grausam: Es darf nur einen Überlebenden geben. Als ihre kleine Schwester ausgelost wird, meldet sich die sechzehnjährige Katniss, ohne zu zögern, an ihrer Stelle, und an der Seite des gleichaltrigen Peeta nimmt sie den Kampf ums Überleben auf. Sie beide wissen, dass es nur einen Sieger geben kann. Allerdings scheint das Peeta nicht zu kümmern, denn er rettet Katniss das Leben. Vielleicht sind seine Gefühle ihr gegenüber doch nicht nur gespielt, um das Publikum vor den Bildschirmen für sich einzunehmen. Katniss weiß nicht mehr, was sie glauben darf - und vor allem nicht, was sie selbst empfindet.

Meine Meinung:

Normalerweise mache ich einen großen Bogen um Bücher, die in der Zukunft spielen, in denen Mutationen irgendwelcher Art vorkommen und in denen Menschen teilweise bunt angemalt sind. Das klingt zunächst nicht nach einer guten Voraussetzung für Die Tribute von Panem, doch letztendlich war meine Neugierde doch stärker.

Und tatsächlich bietet der erste Teil der Trilogie viel mehr als abgehobene Science Fiction: Katniss' Weg vom einfachen Mädchen im niedrigsten Distrikts Panems zur Gewinnerin der grausamen Hungerspiele wird mit viel Liebe zum Detail beschrieben, ohne dabei jemals allzu unrealistisch zu wirken. Besonders fasziniert hat mich die Tatsache, dass die Beschreibung des Staates Panem und die Organisation der Hungerspiele an die antiken Staatswesen und die Gladiatorenkämpfe der Römer erinnert haben.

Der Leser wird besonders während der eigentlichen Spiele geradezu in die Handlung hineingezogen. Obwohl die Zielgruppe von Die Tribute von Panem wohl deutlich unter meinem Alter liegt, bin ich so manches Mal über die Grausamkeiten, die im Roman vorherrschen, erschrocken: barbarische Strafen für sogenannte Verräter und vor allem die Tricks der sogenannten Spielmacher, die den Verlauf der Hungerspieler beeinflussen – man ist fast versucht sich zu fragen, wie weit unsere Gesellschaft noch von solchen Zuständen entfernt ist. Um die Leser nicht zu vergraulen, kommt natürlich auch die Romantik nicht zu kurz: Peeta und Katniss wird geraten ein verliebtes Paar zu spielen, um das Publikum für sich zu gewinnen, doch stellt sich bald die Frage, ob Peeta ein hervorragender Schauspieler oder hoffnungslos  in seine Gegnerin verknallt ist. Jeder, der nicht mehr mitten in der Pubertät steckt, muss über Katniss‘ Gedanken zu diesem Thema schmunzeln, das ist aber auch das Einzige, was ich an dem Roman auszusetzen habe.

Wertung:

*****  von fünf Sternchen