gelesen von: Anna (Fischer; Taschenbuch; 9,95 Euro)
"Der erschreckende Anblick von Olivias nackten Beinen nahm ihre Aufmerksamkeit voll und ganz gefangen. Sie vermied es bewußt auf die Beine zu blicken, doch sie sah, daß ihre Dienstboten diese Zurückhaltung keineswegs teilten. Sie hatten noch nie die Beine einer weißen Mem gesehen - waren nicht einmal sicher, ob sie welche hatte - und beobachteten Olivias deshalb mit unverhohlener Neugier."
Inhalt:
1848 trifft die 22jährige Amerikanerin Olivia auf Einladung ihrer Tante in Indien ein. Lady Bridget sucht für ihre Nichte einen Ehemann, doch Olivia erstickt an der Enge und Steifheit der sogenannten guten Gesellschaft wohlsituierter englischer Kolonialherren und sehnt sich nach der Freiheit ihrer amerikanischen Heimat.
Da begegnet sie Jai Raventhorne, dem illegitimen Sohn eines Engländers und einer Inderin aus ärmlichen Verhältnissen. Er ist ein Fremder, ein Ausgestoßener in dieser vorurteilsvollen und selbstgerechten Welt der britischen Kolonie, aber er erobert Olivia im Sturm.
Dem Gleichklang der Herzen folgen Qualen der Aussichtslosigkeit, denn Jai lässt es nicht zu, dass sie sich seiner Vergangenheit, seinem Wesen nähert. Eines Tages verlässt Jai Olivia, und aus ihrer hingebungsvollen Liebe wird unerbittlicher Hass. Ihr Wunsch nach Rache ist von derselben Intensität wie eins ihre Liebe für Jai.
Ein Roman vor dem farbenprächtigen Hintergrund Indiens, seiner exotischen Schönheit und der Dramatik einer verbotenen Liebe in einer Zeit strenger gesellschaftlicher Konventionen.
Meine Meinung:
Ich kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, wie ich
Wer Liebe verspricht vor vier Jahren das erste Mal in der Hand hatte und weder mit dem Cover, das einfach sehr kitschig ist, noch mit dem Klapptext etwas anfangen konnte. Und nun hat Olivias Geschichte mich zum zweiten Mal für ein paar Tage in eine völlig andere, faszinierende und längst vergangene Welt entführt. Rebecca Ryman versteht sich darauf mit ihrem lebendigen Schreibstil ihre Leser ins 19.Jahrhundert zu entführen, mitten in die feine, britische Gesellschaft der Kolonialzeit und in das exotische Indien.
Wer Liebe verspricht ist gleichzeitig ein Historiendrama und ein Liebes- und Abenteuerroman und man erfährt unglaublich viel über die Kolonialzeit in Indien, die Konventionen der britischen Aristokratie, die Kultur der Eingeborenen Indiens, die vorherrschende Rassenideologie der Briten gegenüber den Eingeborenen und den Schwierigkeiten, denen Mischlingskinder zu dieser Zeit ausgesetzt waren.
Eingebettet sind all diese Informationen in die Geschichte einer für ihre Zeit ungewöhnlich selbstbestimmen Frau, die sich in Jai, der halb Inder, halb Engländer ist, verliebt, von ihm verlassen wird und ein Kind von ihm bekommt. Um von ihrer Familie nicht verstoßen zu werden, muss sich Olivia in die aristokratische Gesellschaft einfügen, nur um zu lernen, dass eben diese mit ihren engstirnigen Koventionen ihre Beziehung zu Jai erst unmöglich macht. Nun beginnt sie gegen die Vorurteile, die ihr begegnen, anzukämpfen und muss erleben, wie ihre Familie sich selbst zerstört. Nach gefühlten 800 Seiten Drama kommt es dann zum Glück zu einem Happy End, das zugegebenermaßen ziemlich kitschig ist. Dennoch ist dieser Roman ein absolutes Muss für geschichtsinteressierte Leseratten!
Wertung:
***** von 5 Sternchen